Heimatverein Lindhardt e.V.
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Ortschronik

Offensichtlich geht die Ortsgründung auf die Besiedlungspolitik des Wiprecht von Groitzsch (1055 – 1124) zurück. „Lindenhart“ entstand durch Waldrohdung am Fließgewässer Parthe.

1372:
Erste urkundliche Erwähnung, zugehörig dem Gutsvorwerk Belgershain. Besitzer waren die jeweiligen Gutsherren. Durch Lindhardt führt ein alter Handelsweg, die „Alte Salzstraße“. Aus dem Raum Halle/Magdeburg gelangten auf diesem Weg das begehrte Salz und viele andere Waren bis nach Osteuropa. Zum Schutz der Lindhardter entstand nahe dem Parthewehr eine Fluchtburg (Bühl). Die sie umgebenden und vormals von der Parthe gefluteten Gräben sind noch sichtbar.

1478:
Wird erstmals das Vorwerk erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde es ebenso wie die 5 ärmlichen Katen verwüstet, wieder aufgebaut und verschieden wirtschaftlich genutzt.

1893 – 1997:
Beherbergte es die Revierförsterei.

1495 – 1850:
Trieb das Parthewasser in Lindhardt eine Mühle an. Mit dem Schankrecht für die Mühlenbesitzer entstand ein neuer Wirtschaftszweig. Die Gaststätte „Mühle“ wurde ein Ziel vieler Leipziger Naturfreunde. Bis zu 6.000 Bahnreisende zählten Naunhofer Polizeibeamte an einem Wochenendtag! Außer der vorzüglichen Bewirtung boten die Besitzer Gärtner / Findeisen vielfältige Unterhaltung. Auf dem Mühlteich standen 13 Boote für Gondelfahrten bereit. Es gab Konzerte, Theateraufführungen, Schützenfeste, Sternfahrten mit PKW oder Fahrrädern zur „Mühle“ uvm.
Seit dem Jahr 2000 ist die „Mühle“ im Privatbesitz, umgestaltet als Wohnpark.

1813:
Plünderten die auf dem Rückzug befindlichen französischen Truppen und noch einmal die nachrückenden Verbündeten die Köhraer Einwohner, welche im Lindhardter Wald Zuflucht suchten. Von 1852 bis zur Enteignung 1945 gehörte Lindhardt mit dem Vorwerk, Wald und Feld dem Fürstenhaus von Schönburg-Waldenburg. Letzter Besitzer war Fürst Günther (1887 - 1960).

1870 bis 1905:
Siedelten 12 betuchte Leipziger in Lindhardt, teils als „Sommerfrischler“ oder mit Hauptwohnsitz. Zu ihnen zählten Schmutzler, Klinkhardt, Scheer sowie der jüdische Verleger und Antiquar Dr. Ing. h. c. Leo Jolowicz (1868 – 1940). Er pflegte intensive Kontakte zur Leipziger Universität. Herausragende Wissenschaftler waren Gäste in seiner Villa u.a.: Svante Arrhenius / Nobelpreisträger 1903, Wilhelm Ostwald / Nobelpreisträger 1909.

1892 – 1893:
Erbauung des „Kurhauses“. Der Kurarzt war Dr. Barth. Aus mehreren europäischen Staaten erholten sich Patienten im „Luftkurort Lindhardt“. Dieses Gebäude war später u.a. „Bohmanns Hotel“ mit 2000 Freisitzplätzen, Diakonissenhaus, sowie im 1. und 2. Weltkrieg Reservelazarett. 

1950 – 2003:
Das Kinderheim „Freundschaft“. Der langjährige Direktor und Ehrenmitglied des Heimatvereines Werner Kendschek organisiert Treffen der ehemaligen Heimbewohner. Gegenwärtig befindet sich die Kindertagesstätte „Funtasia“ in diesem Gebäude.

1834 – 1936:
Oblag dem Gemeinderat Lindhardt die selbständige Verwaltung, dann erfolgte die Eingemeindung nach Naunhof.

1967:
Begann der Bau des Objektes der Nationalen Volksarmee der DDR im Lindhardter Wald.

1970 – 1990:
Waren in dem 73 ha großen Areal ein Instandhaltungsbataillon sowie eine Einheit der Luftverteidigung stationiert. Mit dem Beitritt der DDR am 3. Oktober 1990 zur BRD übernahm die Bundeswehr diesen Standort bis zur Schließung 2003. Das umzäunte Gelände nutzen verschiedene Eigentümer.

1984:
Gründeten optimistische Lindhardter die Initiative „Wasser für Lindhardt“. In ehrenamtlicher Tätigkeit verwirklichten sie den Anschluss an das Trinkwassernetz des Wasserwerkes Naunhof I, verlegten die Abwasserleitung, bauten und erneuerten Straßen mit der Ortsbeleuchtung.

1989/90:
War jedes Gebäude an das Trink- und Abwassernetz angeschlossen. Die 178 Lindhardter Einwohner schufen einen Wert von 9,5 Mio DDR – Mark. Ober-Bauleiter war Günter Etzold, Ehrenmitglied des Heimatvereines.
Maßgeblich beteiligt waren: Herr Klaus Bosniatzki, Heinz Eckert, Werner Kendschek, Gerhard Böhme, Ernst Kindermann, Joachim Konrad

1990:
Die Gaststätte „Lindenklause“ wird eröffnet. Sie ist die einzige Gaststätte im Ort. Der Heimatverein arbeitete mit den jeweiligen Betreibern vertrauensvoll zusammen.

1994:
Einweihung des Rundwanderweges. Der unermüdliche Revierförster und Ehrenmitglied des Heimatvereines Joachim Konrad organisierte Technik und Personal der Bundeswehr, motivierte Lindhardter Bürger sowie Erzieher und Kinder des hiesigen Kinderheimes für dieses aufwändige Vorhaben. Den fertigen Rundwanderweg und die im Jahr 2000 errichtete Schutzhütte an der Küchenholzeiche übergab Herr Konrad der ständigen Pflege des Heimatvereins.

Nach 1990:
Entstanden in Lindhardt zahlreiche Eigenheime sowie der Wohnpark „Mühle“.

Unsere Einwohnerzahl betrug im Jahr 2021 375 Bürger.